Die Pubertät verläuft bei jedem Jugendlichen unterschiedlich ab. Die Veränderungen sind massiv und nicht alles ist von aussen erkennbar und oft erscheint das Verhalten der Jugendlichen den Erwachsenen als unverständlich und bizarr – obwohl jeder Erwachsene selbst diese Phase einmal durchgemacht hat.
Ein Teil der Jugendlichen reagiert heftiger, auch während einer längeren Periode, bei anderen verläuft diese Zeit recht ruhig und ohne grosse Turbulenzen. Die Pubertät verläuft bei Mädchen im Normalfall zwischen dem zehnten und 18. Lebensjahr – kann aber auch schon mit dem 9. Lebensjahr beginnen – und bei Jungs zwischen dem zwölften und 20. Lebensjahr.
Die Pubertät ist mit hormonellen Veränderungen und Veränderungen im Gehirn verbunden, und der Jugendliche entwickelt seine Geschlechtsreife. Da die Pubertät auch mit vielen Launen verknüpft ist, ist sie für das Umfeld oft sehr anstrengend.
Mädchen verändern sich in körperlicher, emotionaler, aber auch in intellektueller Hinsicht. Sie fühlen sich nicht selten den Jungen überlegen und zeigen es auch. Schon früh verändert sich ihr Körper. Doch der Beginn der Pubertät zeigt sich nicht unbedingt in körperlicher, als vielmehr in emotional-seelischer Hinsicht.
Mädchen sind hin und her gerissen zwischen Himmel hochjauchzend und zu Tode betrübt, zwischen Primadonna und Aschenputtel. Sie ziehen sich zurück, riegeln sich ab, distanzieren sich. Sie finden ihren Körper "ätzend", lehnen ihn ab, oder sie inszenieren ihn mit aufreizender Mode. Mädchen suchen zunächst die Konfrontation mit ihrer Mutter, finden sie peinlich, beschimpfen sie. Mütter können es in dieser Zeit ihren Töchtern nicht Recht machen, werden ständig in Machtkämpfe hineingezogen. Für viele Mütter bedeutet diese Zeit Stress pur.
Bei Jungen zeigt sich der Beginn ebenso in körperlichen Veränderungen. Da wachsen als erstes die Füsse, dann die Beine und die Arme. So empfindet sich der Junge als disproportional. Da die Muskelspannung nicht ausgebildet ist, hängt der Junge – im wahrsten Sinne des Wortes – herum. Er kann nicht gerade sitzen, rutscht ständig im Stuhl herum. Ungefähr mit 13 Jahren beginnt der Kehlkopf zu wachsen und der Junge kommt in den Stimmbruch.
Auch das Gesicht wandelt sich: Nase und Backenknochen stechen hervor, die Haut ist Akne gezeichnet. Adonis sieht anders aus. Nicht selten kommt er ungepflegt daher, Waschen oder gar Duschen kommen nicht oder nur selten in Frage. So riecht es denn im Zimmer des Jungen wie in einer Testosteron-Höhle. Emotional schwankt der Junge in dieser Zeit zwischen offenem Aufbegehren, zwischen Wut und Zorn, Gefühlen, die er am Vater, der Mutter oder der älteren Schwester ungehemmt auslässt und einem kleinkindhaften Verhalten, einer Verhaltensregression. Im pubertierenden Jungen steckt der Held, der sich in die Welt hinaus macht genauso wie der Säugling, der Schutz und Geborgenheit braucht.
Mit Beginn der Pubertät erkennen Eltern häufig ihren Nachwuchs nicht wieder. Aus kindlicher Nähe wird jugendliche Distanz. Doch das ist normal. In der Pubertät stellen die Jugendlichen alles auf den Kopf, auch die Ansichten der Eltern.
Sie haben oft keine Lust mehr auf Freizeitvergnügen mit der Familie und schliessen sich gerne in der Welt ihres Zimmers ein, ziehen sich zurück. Man sollte die Jugendlichen dann vermehrt in Ruhge lassen aber trotzdem wissen, wie es ihnen geht, wie es in der Schule und mit Freunden läuft. Ruhie Gespräche helfen – auch wenn es mehr Streit und Widerstand gibt.
Auch wenn die Jugendlichen sich sehr ablehnend verhalten, wünschen Sie trotzdem, dass ihre Eltern sich interessieren. Die Balance zwischen Nähe und Distanz seitens der Eltern muss geduldig und vorsichtig gefunden werden.
Trotz allem Verständnis brauchen die Jugendlichen in dieser Phase weiterhin klare Regeln, was das Verhalten zuhause und im Umgang mit der Familie betrifft. Gleiches gilt für den Ausgang, Fixzeiten und die Höflichkeit und das Verhalten in der Öffentlichkeit.
Und wenn das Kind regelmässig zu weit geht und zu viel Terror macht, sollten sich Eltern nicht scheuen, die Angelegenheit in Gesprächen deutlich klarzustellen. Im zweiten Schritt folgt der Kontakt zu anderen Eltern, Freunden oder Familienangehörigen.
Vereinbaren Sie mit dem Jugendlichen ein „Konfliktgespräch“, im Sinne von „Du, wir sollten mal in Ruhe über … reden, ich möchte dem nicht ausweichen oder einfach etwas befehlen. Ich will dir zuhören und du mir, ohne Streit…“ Suchen Sie einen ruhigen Ort aus und reservieren Sie sich eine Gesprächsstunde ohne Störungen. Problem und Thema des Konflikts sollen zu Beginn gemeinsam dargelegt werden. Bitte keine Vorwürfe und versteckte Drohungen etc. Sachlich und präzise bleiben, beide Seiten reden lassen.
Die gemeinsame Lösung
Die Lösung muss für beide Seiten passen, es soll gemeinsam nach Lösungen gesucht werden. Wenn es nicht zum Ziel führt, nicht weitermachen, sondern das Gespräch auf später verschieben, so haben alle Beteiligten Zeit, sich die Standpunkte des jeweils anderen durch den Kopf gehen zu lassen. Zeigen Sie aber, dass sich Ihr Grundsatz bzw. Ihre Meinung nicht einfach durch „Aussitzen“ aufweichen lassen.
Vertagen, statt streiten
Bei nächsten Gespräch unterstreichen Sie Ihre Position nochmals klar. Lassen Sie sich nicht bedrängen oder provozieren, beantworten Sie Fragen kurz und klar. Falls es wieder nicht klappt, ist es besser erneut eine Denkpause einzulegen. Wichtig: ruhig bleiben.
Konsequent sein
Trifft man eine Einigung, doch das Kind hält sich nicht daran, müssen Konsequenzen folgen, sei es durch Einschränkung der Privilegien des Kindes, Zusatzarbeit im Haushalt und Garten oder Kürzung von Freizeitvergnügen, begleitet von einem Gespräch. Die Konsequenzen müssen vorher allen bekannt sein. Diese „Strafen“ müssen strikt eingehalten werden! Wenn Sie das nicht tun, weiss ddas Kind, dass man mit Ihnen spielen kann, zudem ist Ihre Verlässlichkeit in Frage gestellt.
Lernen Sie!
Nehmen Sie die Pubertierenden ernst. Es hat ebenso Ideen und Gründe für sein Verhalten. Sich mit elterliche Autorität durchzusetzen und das Handeln, die Träume und Ideen des Kindes einfach abzutun führt zu Sätzen wie: „Ich kann sagen, was ich will, man hört mir je sowieso nie zu…“ Die Kompetenzen Ihres pubertierenden Kindes sind genauso ernst zu nehmen wie Ihre. Ihr Kind braucht Ihr Vertrauen und das Gefühl, dass Sie seine Argumente ebenso ernst nehmen, wie die eigenen.
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